Themenreihe: "Die Welt der Family Offices"
Autor: Peter A. Hallerberg
Diese Frage stellt sich Unternehmer M. seit er vor einigen Monaten sein in dritter Generation erfolgreiches Familienunternehmen aufgrund fehlendem Nachfolger aus der Familie an einen renommierten Branchenkollegen veräußert hat. Erst war geplant, dass eine Tochter die Nachfolge antreten sollte, leider machte sie einen Rückzieher.
Das Thema Stiftung wurde damals diskutiert, um die Firma über weitere Generationen abzusichern. Der Unternehmer möchte nun Gutes tun, etwa 5 Mio. Euro des Verkaufserlöses in eine gemeinnützige Stiftung stecken. Diese gilt es aufzubauen.
Eine kleinere Vermögensverwaltung mit ein paar Immobilien und einem ansehnlichen Aktienvermögen nennt die Familie schon ihr eigen. Doch wer kümmert sich um die Anlage und Verwaltung der nach Steuern verbleibenden 80 Mio. Euro ?
Keinem der Familienmitglieder möchte das Familienoberhaupt diese Aufgabe derzeit anvertrauen. Er selber weiß, dass er in seiner Branche ein sehr guter Unternehmer war, deshalb möchte er bei Geldanlagen in dieser Höhe Fachleute an seiner Seite wissen. Hier gibt es nicht ausreichend Know how in der Familie. Zu den Banken hat er allerdings wenig Vertrauen, zu oft haben sie ihn enttäuscht und er möchte Berater, die ihm „Best in Class“ Anlagen vorstellen und nicht provisionsgetrieben wie die Bankberater ihm am Ende doch nur ihre bankeigenen Produkte zu verkaufen versuchen. Ein eigenes „Single Family Office“ aufzubauen, das kommt für ihn nicht in Frage. Er hat das Glück einen in Nachfolgefragen sehr versierten Steuerberater, Partner einer größeren Kanzlei, an seiner Seite zu haben. Der rechnet ihm vor, dass sein Vermögen doch nicht groß genug sei, um ein eigenes Team aufzubauen und die Bürokosten etc. zu decken. Viel mehr als 0,5 % des Kapitals sollte die eigene Struktur aus Renditegesichtspunkten nicht kosten. Rund 600.000 Euro p.a. seien da mindestens nötig, besser 0,8 bis 1 Mio Euro.
Bei 0,5 % wären dies mindestens 120 Mio. Euro zu verwaltendes Vermögen, am besten 150 Mio. Euro und mehr.
Und der Unternehmer möchte das Leben mit seiner Frau genießen, reisen und Zeit für die zukünftige Stiftung haben. Der Aufbau und die Personalsuche für das „Single Family Office“ wäre ihm schon zuviel und das Risiko den falschen „Family Officer“ auszuwählen zu groß. Die 2. Möglichkeit wäre der Unterschlupf unter ein „Family Office“ von sehr guten Freunden, also eine „Double-Single Family Office“ Struktur. Dies scheidet auch aus, da niemand im Freundes- und engen Bekanntenkreis so vermögend ist bzw. ein solche Struktur aufgebaut hat.
Die dritte Alternative: sein Berater hat Kontakte ins nahegelegene Hamburg. Er schlägt vor sich umzuhören, welches langjährig etablierte, bankenunabhängige „Multi Family Office“ für Familie M geeignet wäre. Oft seien diese aus großen „Single Family Offices“ entstanden, die sich über die Jahre für immer mehr Familienvermögen geöffnet haben und auch international tätig seien. Manchmal verlassen auch erfahrene Family Officer ein „Single Family Office“ oder Private Banker, die eine bankenunabhängige Beratung anbieten möchten, kehren ihrer Bank den Rücken und gründen mit Gleichgesinnten ein sog. gewerbliches „Multi Family Office“. Die wahrgenommenen Aufgaben bzw. angebotenen Dienstleistungen dieser MFOs reichen vom sog. „Wealth Management“, also der Vermögensberatung wohlhabender Privatpersonen und Familien, der Auswahl und Überwachung geeigneter Vermögensverwalter / Asset Manager in den verschiedensten Anlageklassen (Finanzanlagen, Immobilien, Beteiligungen an etablierten Firmen oder startups, Private Equity- und Venture Capital Fonds) bis hin zu Anlagen in Kunst, Oldtimern etc. Einen Großteil machen Verwaltungsaufgaben wie Buchführung, Controlling, Büroorganisation, rechtliche und steuerliche Beratung über angeschlossene Kanzleien aus. Oft gehören auch familieninterne Themen wie die Reiseplanung, Chartern von Yachten und Flugzeugen, Sicherheitsmanagement, Auswahl von Schulen für die Kinder, sogar die Streitschlichtung unter Familienmitgliedern und philanthropische Themen zu den Aufgaben der Vermögenshüter.
Doch worauf sollte man bei der Auswahl eines solchen Multi Family Offices achten ? Welches ist für mich und meine Familie wirklich geeignet ?
Die folgende Checkliste hilft bei der Auswahl:
Im Vorfeld eines Gespräches mit möglichen „Multi Familie Office“ - Dienstleistern sollten die Familienmitglieder sich klar sein, welche (Mindest-) Anforderungen sie haben und welche Leistungen sie vergeben möchten und welche nicht. Natürlich gilt: je größer der Umfang, je höher die Kosten.
Für den Auswahlprozess gilt: die Entscheidung sollte sehr gut überlegt werden. Vertrauen und Sympathie sind neben fachlichen Anforderungen und Erfahrungsbackground sehr wichtig, soll die Zusammenarbeit zwischen Familie und MFO doch generationsübergreifend sein.
„Drum prüfe, wer sich länger bindet!“
Hamburg. Neben Berlin, München und Frankfurt haben hier die meisten deutschen MFOs ihren Sitz. In der Schweiz sind es Zürich und Genf.
Über den Autor:
Peter A. Hallerberg hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Private Equity, M&A, Corporate Finance und Asset Management, stets in leitenden Positionen oder als Geschäftsführer. U.a. leitete er das Single Family Office einer renommierten deutschen Familie. Die ersten Jahre verbrachte er in der internationalen StB/WPg. Stets waren mittelständische Unternehmer und Unternehmen im Fokus. Im Rahmen der begleiteten Transaktionen hat er zahlreiche erfolgreiche Familienunternehmer beim Verkauf und auf dem Weg zum Multimillionär begleitet. Dieses neue Lebensstadium war für viele von ihnen eine große Herausforderung. Herr Hallerberg konnte Ihnen – unabhängig und frei von Interessenkonflikten - helfen die Spreu vom Weizen der Vermögensberater zu trennen und Hinweise für ein zukunftsweisendes und ganzheitliches Vermögensmanagement zu geben. Diese Art der Nachbetreuung der Mandanten macht für ihn eine Transaktion erst rund.
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